Autor Dieter R. Fuchs und mich verbindet die Freude am Geschichtenerzählen. Wir kennen uns nicht persönlich und stehen doch immer wieder in Kontakt. Wir verfolgen uns in Social Media und schicken Grüße zu Weihnachten und Geburtstagen.
Dieter hat selbst bei den einfachsten Postings eine Art, die sogar einen Regentag in München wie ein großes Abenteuer scheinen lässt. Wobei wir dann jetzt auch beim eigentlichen Thema wären: Die abenteuerlichen Geschichten in seinen Romanen.
Sein Buch “Hannya – Im Bann der Dämonin” habe ich aus reiner Neugier gelesen – weder Asien noch Fantasy zählen wirklich zu meinen Favoriten. “Der Tanz der Häsin” machte mich dann irgendwie doch zum Fan. Es folgte “Zulong – ein Drache erwacht” und jetzt eben der “Masanao Adler“.
Der MASANAO ADLER von Dieter R. Fuchs – erschienen im Juni 2020
Zuzeiten von Corona! Ein positives Signal – auch an die vielen, vielen Kunstschaffenden überall in der Welt. Und Grund genug, bei Dieter R. Fuchs noch mal etwas genauer nachzufragen.
Hallo Dieter, dein neues Buch ist auf dem Markt. Ich neige im Überschwang gerne mal dazu, zu viel zu verraten. Deshalb: Erzähle du doch mal kurz, worum es geht.
Der Autor Dieter R. Fuchs
Gerne, liebe Martina! In zwei Sätzen:
Der Masanao Adler ist ein spannender Wissenschaftsroman. Er schildert minuziös die abenteuerliche Spurensuche eines Forscher-Teams, das die mysteriösen Geheimnisse um eine alte japanische Elfenbein-Schnitzerei (ein Netsuke) lüften will.
Will man tiefer eintauchen, wird es allerdings komplizierter: Der Roman führt in die geheimnisvolle Arbeitswelt der Archäometrie ein, also in jene Forschungsdisziplin, die naturwissenschaftliche Methoden auf Kunstobjekte und historische sowie archäologische Fundstücke anwendet.
Ein komplexes Netz aus Ahnungen, Vermutungen und Fakten
Gleichzeitig wird vordergründig eine Geschichte erzählt, in der sich magische Verknüpfungen, verzwickte historische Hintergründe und zwischenmenschliche Beziehungen zu einem komplexen Netz aus Ahnungen, Vermutungen und Fakten verbinden.
Der Masanao Adler – Autor Dieter R. Fuchs Neuerscheinung 2020
Klingt jetzt vielleicht schwierig – ist aber, denke ich, so aufbereitet und erzählt, dass der seriöse Teil gut und die unterhaltsame Handlung prima harmonieren. Wer meine früheren Romane kennt, der wird außerdem in diesem Buch eine konsequente weitere Einführung in die Kunstrichtung der japanischen Miniatur-Schnitzereien wiederfinden:
In DER TANZ DER HÄSIN ging es ja um die kunsthistorischen Einflüsse dieser Objekte auf europäische Expressionisten wie Franz Marc.
In HANNYA – IM BANN DER DÄMONIN um die kulturellen, religiösen sowie historischen Hintergründe der Netsuke.
Und in DER MASANAO ADLER eben um die wissenschaftliche Arbeit zu diesen Kunstgegenständen.
Außerdem wollte ich unbedingt einmal in einem Roman aufzeigen, dass Wissenschaft und Forschung keineswegs trocken, langweilig und total sachlich sein müssen – im Gegenteil: Die originellen Typen, und speziell das von mir auserwählte Expertenteam als Protagonisten, die im Roman aktiv sind, beweisen, wie spannend und auch schön die Arbeit in diesem Sektor sein kann! Da ich selbst viele Jahre als Wissenschaftler in der Archäometrie geforscht habe, war mir das ein großes Anliegen.
Frage Nummer 1 – Rechercheaufwand
War der Rechercheaufwand ähnlich groß wie bei Hannya – Im Bann der Dämonin?
Hannya – Im Bann der Dämonin – Autor Dieter R. Fuchs
Oder kannst du mittlerweile auf deine “Reserven” zurückgreifen?
Diese Frage legt einen Finger in eine tiefe Wunde! Stimmt, die Recherche für den Historischen Roman HANNYA war extrem aufwändig und kostete mich etliche Monate an Quellenforschung. Aber beim MASANAO ADLER war es insgesamt gesehen sogar noch mehr …
Denn an diesem Roman recherchierte und schrieb ich schon seit 2006. Immer mal wieder, wenn auch mit Pausen, aber eben über einen sehr langen Zeitraum, nämlich fast acht Jahre. Aber obwohl das Roh-Manuskript bereits 2014 vorlag, begann danach eine wahre Odyssee bis zum Erscheinen im Buchmarkt, jetzt im Juni 2020.
Später kommen wir ja noch zu den Gründen, warum es so lange bis zur Veröffentlichung dauerte – dem will ich nicht vorgreifen. Aber wer den Roman liest, wird schnell merken, wie viele Hintergrundinformationen es auch hierfür zu recherchieren, bewerten und einzubauen gab. Eben ein Wissenschaftsroman – sowas schreibt sich nicht einfach mal so runter 🙂
Frage Nummer 2 – neue Bücher – andere Länder?
Deine Geschichten sind in Asien angesiedelt – also die, ich von dir kenne. Ich weiß aber auch, du bist weit gereist. Gäbe es noch andere Regionen und historische „Begebenheiten/Besonderheiten“, die dich zu einem Roman inspirieren könnten?
Fantasy von Autor Dieter R. Fuchs
Oh ja, und einige liegen auch als Manuskript-Fragmente bereits ausformuliert vor! Mein Fantasy-Roman ZHULONG – EIN DRACHE ERWACHT von 2018 spielte ja bereits über weite Teile in Dubai, also im Nahen Osten, wo ich viele Jahre lebte und arbeitete. Und der Fortsetzungsband hierzu wird zunächst in der Schweiz und später in Afrika spielen. Das Lokalkolorit dort habe ich mir in vielen Aufenthalten in Südafrika, Ghana, Uganda, Namibia, Tansania und Kenia genau angesehen und in die Romanhandlungen umgesetzt. Außerdem wird im zweiten Band der MASANAO ADLER TRILOGIE einiges im Westen von Nordamerika spielen sowie in Indien und im Oman. Und der dritte Band dazu wird etliche Szenen in der Karibik sowie in Australien enthalten.
In allen diesen Regionen bin ich auf meinen Reisen auf Kultobjekte und Rituale bei den Einheimischen gestoßen, welche auf geheimnisvolle Weise die überraschende Ähnlichkeit zwischen Mythen und uralten Überlieferungen aus entferntesten Weltgegenden zeigen.
Die Verwobenheit der menschlichen Überlieferungen über Zeit und Raum hinweg ist einfach verblüffend und fesselt mich als Autor immer wieder.
Frage Nummer 3 – Odyssee durch die Verlage
Ich erinnere mich, im Vorfeld gelesen zu haben, dass es vor dem Buch Probleme mit dem Verlag gab. Er wurde aufgelöst? Wie ging es dir in dieser Situation? Möchte man(n) da aufgeben?
Abbildung des Original Netsuke des Masanao Adlers – Elfenbein – 18. Jahrhundert – Höhe 5cm.
Tja, wie bereits angedeutet – das war schon eine schwere Geburt! Zuerst stellte 2016 der erste Verlag, der für den MASANAO ADLER schon mündlich einen Vertrag zugesagt hatte, plötzlich auf reine Kinderliteratur um, so dass das Buch nicht mehr zum Verlagsprogramm passte.
Dann im Sommer 2019, stellte der nächste Verlag, mit dem seit 2017 sogar schon ein Verlagsvertrag für alle drei MASANAO-Bände unterzeichnet vorlag, plötzlich und unerwartet seinen Geschäftsbetrieb 2019 komplett ein. Es folgte ein aufreibender juristischer Streit, bis endlich Anfang 2020 die Verwertungsrechte wieder bei mir lagen. Zu allem Überfluss musste ich außerdem in dieser Zeit heftig darum kämpfen, beim gleichen Verlag die mir noch geschuldeten Tantiemen für meine beiden letzten Romane ausgezahlt zu bekommen – alles sehr unerquicklich und wenig aufbauend, wie auch kostenintensiv.
Aufgeben war keine Option – man(n) muss positiv bleiben
… dazu schreibe ich zu gerne und dazu ist mein Trotzkopf auch zu dick … Als Schriftsteller braucht man sowieso einen langen Atem und ein dickes Fell. Inzwischen wurde auch rechtlich zu meinen Gunsten entschieden.
Da das alles in diesem Jahr auch noch mit der allgemeinen Misere am Buchmarkt und dem Corona-bedingten Einbruch des Buchgeschäfts, online wie auch im stationären Buchhandel, zusammenkam, war es allerdings nicht einfach und belastete mich ziemlich.
Dass ich dennoch dranblieb und mit dem Karina-Verlag in Wien schließlich einen neuen Partner für die Veröffentlichung des MASANAO ADLERs gewinnen konnte, freut mich riesig. Es bestätigt: Man muss einfach positiv und optimistisch bleiben und nie aufgeben, dann klappt es schon.
Frage Nummer 4 – Veröffentlichen & Marketing in der Corona-Krise
Der Start deines Buchs fiel in die Corona-Krise. Keine Leserreise – keine vor Ort-Präsentationen. Hat das alle Marketing-Pläne über Bord geworfen? Wie findet man Alternativen? Wie ging es dir damit? Hast du die „soziale Distanzierung“ für ein neues Projekt genutzt? Oder warst du ein Stück weit blockiert – mir ging es erstmal so, dass ich wie paralysiert vor dem PC saß und keinen „geraden“ Satz mehr schreiben konnte.
Genau so ging es mir auch: Corona und die sich wie Blei über das kulturelle Leben legende Schwere und Bedrücktheit zeigte auch bei mir Wirkung. Was sich allerdings mehr auf meine nächsten Projekte auswirkte – ich konnte mich kaum zum intensiven Weiterarbeiten an den bereits angefangenen neuen Romanen aufraffen. Anders bei meinem gerade erscheinen Buch:
Zum Glück bin ich gut vernetzt und nicht ganz alleine
Als Verlagsautor darf man sich glücklicherweise beim Marketing auf die professionellen Routinen seines Verlags verlassen und fühlt sich nicht alleine gelassen. Als Selfpublisher hätte mich das sicher stärker heruntergezogen, aber so kämpft man gemeinsam und befruchtet sich gegenseitig mit Ideen!
Mein neuer Roman ist erst seit einigen Wochen im Markt, daher laufen meine zusätzlichen persönlichen Marketingaktivitäten derzeit eigentlich erst an. Eine erste öffentliche Lesung mit Podcast-Aufzeichnung durch das Literatur Radio wird im August bei der Bayerischen Volksstiftung in München-Schwabing stattfinden. Außerdem gibt es Sondierungen mit einem Künstlerkreis in München zu einer weiteren Lesung im Herbst.
Ich hoffe insgesamt, dass sich in den kommenden Monaten noch mehr solche Gelegenheiten ergeben, für diesen Roman über unterschiedlichste Kanäle zu werben. Vorige Woche war ich eingeladen, in einem Online-Magazin zu Gesellschaftsthemen einen Gastbeitrag über den MASANAO ADLER zu schreiben, unter dem Motto „Inspiration“. Das war super! Ich bin sicher, wenn man kreativ und gut vernetzt ist, werden sich noch mehr solche Möglichkeiten zeitnah ergeben.
Bücher machen in Corona-Zeiten
Frage Nummer 5 – Wäre dir die aktuelle Krise ein Buchmanuskript wert?
Letztes Mal hatte ich dich nach einem Roman in Leichter Sprache gefragt. Heute frage ich dich als Asien-Experte: Wäre dir eine Geschichte, angesiedelt jetzt in diesen Krisenzeiten mit dem Krisenthema denkbar? Es wurde ja vielfach besonders nach China geschaut, Schuldzuweisungen usw. Würdest du eine Lanze brechen wollen für Land und Leute?
Mit Schuldzuweisungen sollte man grundsätzlich vorsichtig sein, insbesondere wenn die lokalen Rahmenbedingungen sich oft so extrem von jenen bei uns unterscheiden. Umso wichtiger sollte es auch im Bereich der Literatur sein, immer wieder für mehr Verständnis und Wissen über diese Unterschiedlichkeit zu werben.
Es gibt zu viele derbe (Vor-)Urteile über Weltgegenden, die man nicht oder ungenügend kennt
Leider versteigen sich Menschen gerne mal in derbe Urteile (die in Wahrheit Vorurteile sind) über Weltgegenden, die sie nur aus Medienberichten und eher lückenhaft kennen. In Fernen, aber auch im Nahen Osten gibt es in mancher Hinsicht eine ausgeprägte Form des Fatalismus. Wenn man das nicht weiß, verrennt man sich leicht in Fehlinterpretationen des Verhaltens der Mitmenschen dort.
Im Roman ZHULONG habe ich daher bewusst 2018 im Rahmen der Romanhandlung auch weitgehend unbekannte Hintergründe zur Mega-City Dubai eingestreut. Es ist wichtig, verschiedene Facetten eines Landes zu kennen – also in jenem Fall nicht nur das Glitzer-Glamour-Image der Übermorgenstadt am Golf zu bestätigen, sondern auch fair, aber deutlich auf Schattenseiten hinzuweisen.
Für einen Corona-fokussierten Roman ist es mir noch zu früh
Einen gezielt Corona-fokussierten Roman würde ich selbst allerdings derzeit noch nicht angehen. Dazu wissen wir einfach noch zu wenig.
Es wäre für mich nicht akzeptabel, ohne eine solide recherchierbare Faktenlage, quasi einfach fiktiv, etwas in die Buchwelt zu setzen, was vielleicht gar nicht stimmt. An meine Romane stelle ich einen hohen Anspruch hinsichtlich Authentizität und inhaltlicher Korrektheit.
So gerne ich eine „Lanze brechen“ möchte für meine asiatischen Freunde: Dazu wäre es zur Zeit noch zu früh, finde ich, genauso wie mir eine Schuldzuweisung nach China eigentlich noch unangemessen erscheint.
Autor Dieter R. Fuchs über Bücher schreiben, Veröffentlichen und neue Projekte
Lieber Dieter, ich danke dir für deine offenen und interessanten Antworten.
BeraTina – Schreiben ist einfach schön!
Liebe Leser, die ihr Dieter und mir in unserem Gespräch bis hierhin gefolgt seid – Danke dafür, es war ja nicht gerade kurz. Wer mal reinlesen möchte in den neuen Roman: Es gibt ein Flipbook als Leseprobe des MASANAO ADLERs.
Mehr Infos findet ihr zudem auf FB auf der Buchseite und im Profil des Autoren Dieter R. Fuchs. Und natürlich gibt es die Bücher überall, wo es gute Bücher gibt.
Auf diesem Blog sind nach mehrfachen und nervigen Spammwellen die Kommentare geschlossen. Leider – ich bin ja eigentlich ein durchaus kommunikativer Mensch. Aber mein Seelenfrieden und meine Zeit und mein Schlaf sind mir auch sehr wichtig. Daher meine Bitte:
Kommentiert in Social Media, überall, wo ihr das Buch entdeckt und oder den Autoren. Wir – ja auch ich als kleine Bloggerin und Teilzeit-Autorin 🙂 – brauchen das:
einfach, weil wir uns freuen, von euch zu lesen und zu hören
weil eure Meinung uns wichtig ist
weil uns eurer Feedback fürs nächste Buch, den nächsten Artikel oder die nächsten Pläne stärker macht.
Autor Dieter R. Fuchs und mich verbindet die Freude am Geschichtenerzählen. Wir kennen uns nicht persönlich und stehen doch immer wieder in Kontakt. Wir verfolgen uns in Social Media und schicken Grüße zu Weihnachten und Geburtstagen.
Dieter hat selbst bei den einfachsten Postings eine Art, die sogar einen Regentag in München wie ein großes Abenteuer scheinen lässt. Wobei wir dann jetzt auch beim eigentlichen Thema wären: Die abenteuerlichen Geschichten in seinen Romanen.
Sein Buch “Hannya – Im Bann der Dämonin” habe ich aus reiner Neugier gelesen – weder Asien noch Fantasy zählen wirklich zu meinen Favoriten. “Der Tanz der Häsin” machte mich dann irgendwie doch zum Fan. Es folgte “Zulong – ein Drache erwacht” und jetzt eben der “Masanao Adler“.
Der MASANAO ADLER von Dieter R. Fuchs – erschienen im Juni 2020
Zuzeiten von Corona! Ein positives Signal – auch an die vielen, vielen Kunstschaffenden überall in der Welt. Und Grund genug, bei Dieter R. Fuchs noch mal etwas genauer nachzufragen.
Hallo Dieter, dein neues Buch ist auf dem Markt. Ich neige im Überschwang gerne mal dazu, zu viel zu verraten. Deshalb: Erzähle du doch mal kurz, worum es geht.
Gerne, liebe Martina! In zwei Sätzen:
Will man tiefer eintauchen, wird es allerdings komplizierter: Der Roman führt in die geheimnisvolle Arbeitswelt der Archäometrie ein, also in jene Forschungsdisziplin, die naturwissenschaftliche Methoden auf Kunstobjekte und historische sowie archäologische Fundstücke anwendet.
Ein komplexes Netz aus Ahnungen, Vermutungen und Fakten
Gleichzeitig wird vordergründig eine Geschichte erzählt, in der sich magische Verknüpfungen, verzwickte historische Hintergründe und zwischenmenschliche Beziehungen zu einem komplexen Netz aus Ahnungen, Vermutungen und Fakten verbinden.
Klingt jetzt vielleicht schwierig – ist aber, denke ich, so aufbereitet und erzählt, dass der seriöse Teil gut und die unterhaltsame Handlung prima harmonieren. Wer meine früheren Romane kennt, der wird außerdem in diesem Buch eine konsequente weitere Einführung in die Kunstrichtung der japanischen Miniatur-Schnitzereien wiederfinden:
Außerdem wollte ich unbedingt einmal in einem Roman aufzeigen, dass Wissenschaft und Forschung keineswegs trocken, langweilig und total sachlich sein müssen – im Gegenteil: Die originellen Typen, und speziell das von mir auserwählte Expertenteam als Protagonisten, die im Roman aktiv sind, beweisen, wie spannend und auch schön die Arbeit in diesem Sektor sein kann! Da ich selbst viele Jahre als Wissenschaftler in der Archäometrie geforscht habe, war mir das ein großes Anliegen.
Frage Nummer 1 – Rechercheaufwand
War der Rechercheaufwand ähnlich groß wie bei Hannya – Im Bann der Dämonin?
Oder kannst du mittlerweile auf deine “Reserven” zurückgreifen?
Denn an diesem Roman recherchierte und schrieb ich schon seit 2006. Immer mal wieder, wenn auch mit Pausen, aber eben über einen sehr langen Zeitraum, nämlich fast acht Jahre. Aber obwohl das Roh-Manuskript bereits 2014 vorlag, begann danach eine wahre Odyssee bis zum Erscheinen im Buchmarkt, jetzt im Juni 2020.
Später kommen wir ja noch zu den Gründen, warum es so lange bis zur Veröffentlichung dauerte – dem will ich nicht vorgreifen. Aber wer den Roman liest, wird schnell merken, wie viele Hintergrundinformationen es auch hierfür zu recherchieren, bewerten und einzubauen gab. Eben ein Wissenschaftsroman – sowas schreibt sich nicht einfach mal so runter 🙂
Frage Nummer 2 – neue Bücher – andere Länder?
Deine Geschichten sind in Asien angesiedelt – also die, ich von dir kenne. Ich weiß aber auch, du bist weit gereist. Gäbe es noch andere Regionen und historische „Begebenheiten/Besonderheiten“, die dich zu einem Roman inspirieren könnten?
Oh ja, und einige liegen auch als Manuskript-Fragmente bereits ausformuliert vor! Mein Fantasy-Roman ZHULONG – EIN DRACHE ERWACHT von 2018 spielte ja bereits über weite Teile in Dubai, also im Nahen Osten, wo ich viele Jahre lebte und arbeitete. Und der Fortsetzungsband hierzu wird zunächst in der Schweiz und später in Afrika spielen. Das Lokalkolorit dort habe ich mir in vielen Aufenthalten in Südafrika, Ghana, Uganda, Namibia, Tansania und Kenia genau angesehen und in die Romanhandlungen umgesetzt. Außerdem wird im zweiten Band der MASANAO ADLER TRILOGIE einiges im Westen von Nordamerika spielen sowie in Indien und im Oman. Und der dritte Band dazu wird etliche Szenen in der Karibik sowie in Australien enthalten.
Die Verwobenheit der menschlichen Überlieferungen über Zeit und Raum hinweg ist einfach verblüffend und fesselt mich als Autor immer wieder.
Frage Nummer 3 – Odyssee durch die Verlage
Ich erinnere mich, im Vorfeld gelesen zu haben, dass es vor dem Buch Probleme mit dem Verlag gab. Er wurde aufgelöst? Wie ging es dir in dieser Situation? Möchte man(n) da aufgeben?
Tja, wie bereits angedeutet – das war schon eine schwere Geburt! Zuerst stellte 2016 der erste Verlag, der für den MASANAO ADLER schon mündlich einen Vertrag zugesagt hatte, plötzlich auf reine Kinderliteratur um, so dass das Buch nicht mehr zum Verlagsprogramm passte.
Dann im Sommer 2019, stellte der nächste Verlag, mit dem seit 2017 sogar schon ein Verlagsvertrag für alle drei MASANAO-Bände unterzeichnet vorlag, plötzlich und unerwartet seinen Geschäftsbetrieb 2019 komplett ein. Es folgte ein aufreibender juristischer Streit, bis endlich Anfang 2020 die Verwertungsrechte wieder bei mir lagen. Zu allem Überfluss musste ich außerdem in dieser Zeit heftig darum kämpfen, beim gleichen Verlag die mir noch geschuldeten Tantiemen für meine beiden letzten Romane ausgezahlt zu bekommen – alles sehr unerquicklich und wenig aufbauend, wie auch kostenintensiv.
Aufgeben war keine Option – man(n) muss positiv bleiben
… dazu schreibe ich zu gerne und dazu ist mein Trotzkopf auch zu dick … Als Schriftsteller braucht man sowieso einen langen Atem und ein dickes Fell. Inzwischen wurde auch rechtlich zu meinen Gunsten entschieden.
Dass ich dennoch dranblieb und mit dem Karina-Verlag in Wien schließlich einen neuen Partner für die Veröffentlichung des MASANAO ADLERs gewinnen konnte, freut mich riesig. Es bestätigt: Man muss einfach positiv und optimistisch bleiben und nie aufgeben, dann klappt es schon.
Frage Nummer 4 – Veröffentlichen & Marketing in der Corona-Krise
mit geistiger Behinderung Bremen e.V.,
Illustrator Stefan Albers,
Atelier Fleetinsel, 2013
Der Start deines Buchs fiel in die Corona-Krise. Keine Leserreise – keine vor Ort-Präsentationen. Hat das alle Marketing-Pläne über Bord geworfen? Wie findet man Alternativen? Wie ging es dir damit? Hast du die „soziale Distanzierung“ für ein neues Projekt genutzt? Oder warst du ein Stück weit blockiert – mir ging es erstmal so, dass ich wie paralysiert vor dem PC saß und keinen „geraden“ Satz mehr schreiben konnte.
Genau so ging es mir auch: Corona und die sich wie Blei über das kulturelle Leben legende Schwere und Bedrücktheit zeigte auch bei mir Wirkung. Was sich allerdings mehr auf meine nächsten Projekte auswirkte – ich konnte mich kaum zum intensiven Weiterarbeiten an den bereits angefangenen neuen Romanen aufraffen. Anders bei meinem gerade erscheinen Buch:
Zum Glück bin ich gut vernetzt und nicht ganz alleine
Mein neuer Roman ist erst seit einigen Wochen im Markt, daher laufen meine zusätzlichen persönlichen Marketingaktivitäten derzeit eigentlich erst an. Eine erste öffentliche Lesung mit Podcast-Aufzeichnung durch das Literatur Radio wird im August bei der Bayerischen Volksstiftung in München-Schwabing stattfinden. Außerdem gibt es Sondierungen mit einem Künstlerkreis in München zu einer weiteren Lesung im Herbst.
Ich hoffe insgesamt, dass sich in den kommenden Monaten noch mehr solche Gelegenheiten ergeben, für diesen Roman über unterschiedlichste Kanäle zu werben. Vorige Woche war ich eingeladen, in einem Online-Magazin zu Gesellschaftsthemen einen Gastbeitrag über den MASANAO ADLER zu schreiben, unter dem Motto „Inspiration“. Das war super! Ich bin sicher, wenn man kreativ und gut vernetzt ist, werden sich noch mehr solche Möglichkeiten zeitnah ergeben.
Frage Nummer 5 – Wäre dir die aktuelle Krise ein Buchmanuskript wert?
Letztes Mal hatte ich dich nach einem Roman in Leichter Sprache gefragt. Heute frage ich dich als Asien-Experte: Wäre dir eine Geschichte, angesiedelt jetzt in diesen Krisenzeiten mit dem Krisenthema denkbar? Es wurde ja vielfach besonders nach China geschaut, Schuldzuweisungen usw. Würdest du eine Lanze brechen wollen für Land und Leute?
Mit Schuldzuweisungen sollte man grundsätzlich vorsichtig sein, insbesondere wenn die lokalen Rahmenbedingungen sich oft so extrem von jenen bei uns unterscheiden. Umso wichtiger sollte es auch im Bereich der Literatur sein, immer wieder für mehr Verständnis und Wissen über diese Unterschiedlichkeit zu werben.
Es gibt zu viele derbe (Vor-)Urteile über Weltgegenden, die man nicht oder ungenügend kennt
Leider versteigen sich Menschen gerne mal in derbe Urteile (die in Wahrheit Vorurteile sind) über Weltgegenden, die sie nur aus Medienberichten und eher lückenhaft kennen. In Fernen, aber auch im Nahen Osten gibt es in mancher Hinsicht eine ausgeprägte Form des Fatalismus. Wenn man das nicht weiß, verrennt man sich leicht in Fehlinterpretationen des Verhaltens der Mitmenschen dort.
Im Roman ZHULONG habe ich daher bewusst 2018 im Rahmen der Romanhandlung auch weitgehend unbekannte Hintergründe zur Mega-City Dubai eingestreut. Es ist wichtig, verschiedene Facetten eines Landes zu kennen – also in jenem Fall nicht nur das Glitzer-Glamour-Image der Übermorgenstadt am Golf zu bestätigen, sondern auch fair, aber deutlich auf Schattenseiten hinzuweisen.
Für einen Corona-fokussierten Roman ist es mir noch zu früh
Einen gezielt Corona-fokussierten Roman würde ich selbst allerdings derzeit noch nicht angehen. Dazu wissen wir einfach noch zu wenig.
So gerne ich eine „Lanze brechen“ möchte für meine asiatischen Freunde: Dazu wäre es zur Zeit noch zu früh, finde ich, genauso wie mir eine Schuldzuweisung nach China eigentlich noch unangemessen erscheint.
Autor Dieter R. Fuchs über Bücher schreiben, Veröffentlichen und neue Projekte
Lieber Dieter, ich danke dir für deine offenen und interessanten Antworten.
Liebe Leser, die ihr Dieter und mir in unserem Gespräch bis hierhin gefolgt seid – Danke dafür, es war ja nicht gerade kurz. Wer mal reinlesen möchte in den neuen Roman: Es gibt ein Flipbook als Leseprobe des MASANAO ADLERs.
Mehr Infos findet ihr zudem auf FB auf der Buchseite und im Profil des Autoren Dieter R. Fuchs. Und natürlich gibt es die Bücher überall, wo es gute Bücher gibt.
Interessante Einblicke ins Autorenleben von Dieter R. Fuchs gibt es auch im BeraTina-Weihnachts-Interview
Und im BeraTina Interview zur Veröffentlichung von Hannya – Im Bann der Dämonin
Kommentare – Lob – Fragen …
Auf diesem Blog sind nach mehrfachen und nervigen Spammwellen die Kommentare geschlossen. Leider – ich bin ja eigentlich ein durchaus kommunikativer Mensch. Aber mein Seelenfrieden und meine Zeit und mein Schlaf sind mir auch sehr wichtig. Daher meine Bitte:
Kommentiert in Social Media, überall, wo ihr das Buch entdeckt und oder den Autoren. Wir – ja auch ich als kleine Bloggerin und Teilzeit-Autorin 🙂 – brauchen das:
Wir lesen uns, ja?
Liebe Grüße eure BeraTina
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