Der Zufall – also das, was es eigentlich gar nicht gibt – wollte, dass ich die Ausschreibung zur Blogparade von Sascha Theobald (Link am Ende des Beitrags) entdecke und mich auch noch angesprochen fühle. “Tipps fürs Gründer-Ich” erbittet er, hat eine lange Reihe inspirierender Fragen zusammengestellt und lädt ganz ausdrücklich auch Neulinge ein.
Hey, I am welcome 🙂 – ok, da bin ich! Mit Tipps an mein Gründer-Ich, die – wer mag – natürlich gerne auf das eigene Business übertragen darf.
Ich beginne dafür mit einer Rückschau. Und die ist an sich schon voller Tipps, die ich mir heute für damals geben würde.
Gegründet 2016: BeraTina
Unspektakulär – ungeplant – aber nicht unüberlegt! Und ein bisschen verrückt. Denn eigentlich gab es damals – heute gibt es noch viel mehr gute Gründe, die ich aber zu der Zeit noch nicht im Blick hatte – nur einen Grund, zu gründen:
Es kam jemand, bat mich, einen größeren Text zu schreiben und wollte dafür auch noch bezahlen. “Schicken Sie mir die Rechnung und weisen Sie bitte die Mehrwertsteuer aus!”
Bis dahin hatte sich mein Schreiben – objektiv betrachtet – im Spaß- und Hobby-Bereich abgespielt. Klar, ich hatte das ein oder andere Buch “gemacht”, mein Regio-Roman schrieb eine kleine regionale Erfolgsgeschichte und Hinz und Kunz freuten sich über einen gelungenen Vers von mir oder die in aller Freundschaft getätigte Über- oder Ausarbeitung eines Textes. Ab und zu gab es eine Tasse Kaffee for free und ein Stück leckere Torte obendrauf.

“Das ist echt gut, was du machst.”
“Das braucht die Welt. Das solltest du beruflich machen”, haben sie gesagt. Ich hab’s natürlich nicht ungern gehört. Ab und zu träumte ich schon von einer Professionalisierung, aber andererseits war ich auch stets bemüht, die ganze Sache möglichst klein zu halten. Ich konnte mir wahrlich nicht vorstellen, dass “das” ausgerechnet für mich ein Erfolgsmodell sein sollte. Und frau weiß ja auch: Es wird gerne und viel gelobt. Spannend wird es doch erst, wenn die Frage im Raum steht: Würdest du dafür auch bezahlen wollen?
Es gibt so viele da draußen, die schreiben – die gut schreiben – die besser schreiben …
Ich war in der Zwickmühle: Verzichten auf etwas, das mir richtig viel Freude machen würde oder sollte ich mich doch lieber schleunigst um die richtigen Rahmbedingungen kümmern?
Ich stürzte mich in die Recherche, suchte das Finanzamt auf, befragte Freunde und Verwandte. Soll ich? Mein “Bauch” sagte “Ja”, mein “Kopf” mahnte, nichts Unüberlegtes zu tun. Und die Ergebnisse meiner Recherche und Befragung? “Du kannst doch nur gewinnen! Mindestens an Erfahrung, vielleicht aber auch noch viel mehr.”
“Ja, ich will und ich werde!”
Die Entscheidung war gefallen. Ich legte los – mit einer Stimme im Ohr, die was von Größenwahn im Wechsel mit Übermut murmelte, mit Bauchweh und dem Gefühl, mich wahrscheinlich maßlos überschätzt zu haben. Trotzig antwortete ich mit einem “Na und, dann geht es eben schief!” Ich hatte doch bereits Erfahrungen und auch in aller Freundschaft getätigte Aufträge sind Aufträge. No Risk – no fun … oder so ähnlich.

Ich legte der Sachbearbeiterin vom Finanzamt dar, was eine Schreibberaterin tut – nämlich nicht nur Nachhilfe geben, sondern auch texten und beraten und Hilfe zur Selbsthilfe geben … kurz: Ich leierte alles runter, was mir und den anderen Kommilitonen vom Dozenten mitgegeben worden war, dazu das, von dem ich wusste, ich wollte es unbedingt auch machen, und beantragte flugs meine Freiberuflichkeit. Was bin ich jetzt noch froh, den Anmeldebogen damals geistesgegenwärtig kopiert zu haben – denn bis heute muss ich beim Business-Namen gucken: Martina Decker Schreibberatung BeraTina oder BeraTina Schreibberatung Martina Decker?
nebenberuflich – freiberuflich – selbstständig
Und arbeitslos. Den ersten, tollen, so unverhofft erhaltenen Auftrag hatte ich mit großer Freude am Tun und zur großen Zufriedenheit des Kunden erledigt. Aber jetzt war ich wieder genauso auftragslos wie vorher – abgesehen von den “kannste da mal eben nur kurz drüber gucken”-Arbeiten. Und der Verantwortung für ein frisch gegründetes Eine-Frau-Unternehmen. Die Stimme im Ohr feixte gehässig. Wie war das mit
“… auch in aller Freundschaft getätigte Aufträge sind Aufträge?”
“Kannste-mal-drüber-gucken-Arbeit mache ich übrigens heute auch noch – aus der Überzeugung heraus, dass man aus seinem Wissen nicht bei jeder Gelegenheit Geld machen muss, und aus der Freude heraus, dass es Menschen gibt, die mir ihre Texte anvertrauen.
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Ich ackerte mich tapfer durch die monatliche Umsatzsteuervoranmeldung und fand es ziemlich doof, dort regelmäßig Nullen einzutragen. Beinahe täglich nach der Abgabe erwartete ich den Anruf meines Sachbearbeiters, der mich fragen würde, ob ich ihn veräppeln wollte.
Keine Ahnung von Marketing und von Kunden-Akquise
Jetzt mit meinem Angebot ein wenig offensiver in die Öffentlichkeit zu gehen, kam mir übrigens nicht in den Sinne. Wenn ich es so recht überlege: Kaum jemand wusste zu dieser Zeit, dass es BeraTina gibt. Denn die, die es voller Stolz hätte in die Welt posaunen und den Neuling präsentieren können, schwieg in vornehmer Zurückhaltung.
Ich hatte keinen Plan, nicht den Mut und das Gefühl, sowieso noch nicht genug zu wissen, um erfolgreich Business zu machen. Und vorzuweisen gab es auch noch nichts “Richtiges”. Eine Schwalbe macht ja auch noch keinen Sommer. Ne, dann doch lieber Klappe halten und warten, bis es echte Erfolge gibt.
Mittlerweile ist ein bisschen Zeit vergangen und gerade auf das Thema Erfolg schaue ich heute anders.
Ich weiß auch noch gar nicht genug

Also folgte erst einmal die Anmeldung zur Zertifizierung als Übersetzerin für Leichte Sprache Eine Nische – noch! – aber ich wollte und will dabei sein. Aus Überzeugung. Will meine Kenntnisse nutzen, um Wissen und Informationen für alle – mindestens aber viele – zu ermöglichen. Teilhabe – Inklusion … Begriffe, die nicht bei der Rampe vor dem Eingang vom Kino aufhören oder beim Gebärdendolmetscher für die Nachrichten.
Diese Anmeldung war eine weit vorausgreifende Entscheidung, denn der Kurs würde erst fast ein Jahr später starten. Heute möchte ich fast denken, ich wollte mir auf jeden Fall mal Zeit verschaffen, um nicht gleich aktiv werden zu müssen.
Mit diesem Ziel, dem Kopf voller Ideen, aber leider immer noch ohne einen “richtigen” Plan begegnete ich dann einer Frau, die ganzheitliches Business-Training nur für Frauen anbietet. Ihre Werte, Ansichten und Methoden überzeugten mich innerhalb einer 1wöchigen Online-Challenge derart, dass ich anschließend bei ihr ein Mentoring-Jahr buchte.
Nach einem Jahr mit kleinen und Kleinstaufträgen wusste ich, was ich wirklich wollte: BeraTina sollte wachsen und Textoptimierung war genau mein Ding. Ich liebe es, Texten jeder Art den Feinschliff zu geben. Die Leseransprache zu optimieren und “es inhaltlich fließen zu lassen”. Die Praxis hatte mir gezeigt: Überarbeiten ist nicht die Lieblingsdisziplin vieler Schreibender. Da wollte ich ansetzen- da sah ich Bedarf und Chancen.
Und ich brauchte fachliche Unterstützung .
Social-Media wurde meine Spielwiese

Plötzlich war ich Teil eines riesigen Frauen-Business-Netzwerks. Erfuhr von Strategien und Methoden, lernte die Grundlagen zu SEO und Marketing. Experimentierte mit Tools und diskutierte über Werte für ein authentisches Business.
Gemeinsam feierten wir Erfolge und schauten auf Misserfolge. Begannen Kooperationen, knüpften Freundschaften – manchmal bis ins Offline-Leben. Social Media wird nicht nur zu meiner Spielwiese, die FB-Gruppe” ist unser HotSpot. Statt alleine im Homeoffice wertvolle Zeit mit für sich selbst unlösbaren Problemen zu vergeuden, wird interagiert:
- Wer nicht weiter weiß, der fragt. Eine wird schon antworten – ganz sicher.
- Wer eine Idee hat, stellt sie zur Diskussion
- Wer ein Formular entdeckt, gezaubert oder sonst etwas “Praktisches” im Angebot hat, bietet an.
Teilen – Geben – Nehmen. Kein Hauen und Stechen, Kratzen und Beißen (was Frauen ja gerne mal im Umgang miteinander nachgesagt wird). Achtsam, wertschätzend und fokussiert – ein unschätzbarer Mehrwert für mich.
Zu meinen Erfahrungen habe ich schon mal in dem Blogartikel “Von Einhörnern, Glitzer und Powerfrauen” erzählt.
Und jetzt endlich zu den Tipps
Denn vermutlich hast du diesen Beitrag genau deswegen aufgerufen und dich lesend bis hierher durchgearbeitet. Danke für deine Geduld, ich hoffe, du fühltest dich gut unterhalten. Wenn du Fragen dazu an mich hast, stelle sie gerne – im Kommentar oder in einer Mail, auch auf meiner FB-Seite.
Und mit diesem Angebot schaffe ich jetzt endlich auch die fast perfekte Überleitung zu
TIPP 1 – Stelle ( dir und anderen viele) Fragen und finde deine Antworten – Infos zu StartUp und Basics des Steuerrechts, Website-Aufbau und allen anderen Themen finden sich an vielen Stellen im Netz und offline. Wenn du dich umschaust, wirst du viele Experten auch in deinem Freundes- oder Familienkreis finden. Social Media eröffnet dir mit den unterschiedlichsten Gruppen und Angeboten ungeahnte Vielfalt.
TIPP 2 – Fundierte theoretische Kenntnisse sind super und wichtig. Ich schau auch, dass ich mich immer wieder weiter- und fortbilde. Vieles lernt man aber auch oder trotzdem erst im “wahren Business-Leben”.
TIPP 3 – Tausche dich mit Menschen aus, die in einer ähnlichen Situation sind wie du. Die auch selbstständig sind oder es werden wollen. Das sind in diejenigen, die tatsächlich verstehen, wie du dich gerade fühlst und was es heißt, viel zu arbeiten und nichts zu verdienen.
TIPP 4 – Warte nicht darauf, zufällig gefunden zu werden. Geh raus und zeig dich und deine Expertise. Da draußen sind ganz viele Menschen, die auf dich und dein Wissen oder Können warten. Sie wissen eben nur noch nicht, nach wem sie Ausschau halten sollen.
TIPP 5 – Es gibt immer was zu tun. Neue Ideen ausarbeiten oder an den Start bringen. Website-Optimierung, Blogbeiträge schreiben, Marketing planen – du bleibst im Work-Modus und bist nicht frustriert, weil du gerade nichts (abzielend auf fehlende Kunden-Aufträge)zu tun hast. Plane vor, wenn du Zeit hast, schreibe Beiträge, wenn du Zeit hast… und habe so immer einen – in aller Ruhe verfassten und deswegen von guter Qualität – Text–Vorrat für den Moment, da dich der nächste voluminöse Auftrag von allem anderen abhält
TIPP 6 – ganz wichtig sind kleine und auch mal größere Auszeiten für dich selbst. Niemand kann nur arbeiten. Work-Life-Balance ist wichtig. Familie und Freunde freuen sich, wenn du auch richtig Zeit für sie hast. Und deine Kreativität auch. Inspiration gibt es draußen – das Drinnen ist ja altbekannt.
TIPP 7 – Mach was und wie du willst und dann steh’ total dahinter. Brenne für das, was du tust – sie werden dein Feuer früher oder später (ok, am Anfang wahrscheinlich eher später) sehen und neugierig kommen, um zu schauen, was da los ist.
Final: Der wichtigste Rat an mein Gründer-Ich
Dranbleiben – genieß (soweit wie möglich ) die wilde Fahrt im Business-Karussell. Bleib konsequent, ausdauernd und freudig (!), fahre eine deinen Kunden Mehrwert bietende Linie, bis sich deutlich zeigt, ob das der richtige Weg ist oder ob die Route korrigiert werden sollte.
Ist eine Herausforderung, aber ich bin mir sicher, du schaffst das 🙂
Glaube an dich, vertraue auf dein Können und die Mithilfe von Freunden, Familien und Dienstleistern, die dich mit ihrer eigenen Expertise gerne unterstützen . Sei nett zu dir und gehe bei allem Wollen und Stress wie eine gute Freundin / ein guter Freund mit dir um. Das heißt, dir auch großherzig Fehler zu verzeihen und es beim nächsten Mal einfach versuchen, besser zu machen.
Ich danke Sascha Theobald für die Idee zur Blogparade “Tipps fürs Gründer-Ich”. Wer mag, ist eingeladen, selbst einen Beitrag zu verfassen und ihn unter dem Hashtag #meinwichtigsterrat in Social Media zu bewerben.
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