Baumgeflüster
© Martina Decker 2015
Weihnachtsabend. Gemeinsam mit den anderen erwarten die Schwestern Rosalinde und Rosalea die Bescherung.
„Was haben wir doch für ein Glück, dass wir wieder dabei sein dürfen“, freut sich Rosalinde und strahlt in dem bunten Licht der Fensterbeleuchtung.
„Ich weiß nicht … Ob das Glück ist? Hast du dich mal umgeschaut?“, erwidert Rosalea mürrisch.
„Ich schaue schon die ganze Zeit“, antwortet Rosalinde, „und wenn ich ehrlich bin: Ich kann mich gar nicht satt sehen. Alles ist wieder so festlich hergerichtet. Hast du die Fensterdekoration gesehen? Lauter kleine zum Anbeißen süße Glitzermuffins!“
„Gefällt mir nicht! Gebäck gehört auf den Teller…“
„Du wirst wirklich jedes Jahr weihnachtsmuffeliger. Jetzt sei doch mal nicht so negativ!“
„Entschuldige mal bitte! Ich bin weder weihnachtsmuffelig noch negativ. Aber, und das ist meine Meinung und die lasse ich mir von dir bestimmt nicht ausreden: Ich finde das nicht gut!“
„Was findest du denn nicht gut, meine liebe Rosalea?“, hakt Rosalinde, um Ernsthaftigkeit bemüht, nach.
„Glitzermuffins und wer hier mittlerweile so alles rumhängt“, zischt Rosalea.
„Ich häng’ auch hier rum.“
„Dich hab ich aber nicht gemeint!“
„Ah!“
„Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“
„Zu was? Dass du mich nicht gemeint hast?“
„Quatsch! Zu denen, die hier seit Kurzem mit rumhängen und so anders sind. Allein diese grellen Farben und dann das viele Blingbling …“
„Mich stören sie nicht. Solange ich genug Platz habe, um bequem abzuhängen … “ Rosalinde schwingt sanft ein wenig hin und her. „Ja, das passt!“, meint sie zufrieden.
„Schön, dann ist ja wenigstens für dich alles gut. Mir hängt die ordinär glitzernde Rote schon den ganzen Tag massiv auf der Pelle. Wenn es wenigstens der hübsche Gardeoffizier wäre …“
„Der hängt aber lieber mit dem Engel ab …“, kontert Rosalinde genervt.
Rosalea quittiert die Bemerkung ihrer Schwester mit einem bösen Blick. „Dabei ist Goldlöckchen so ein Hungerhaken. Sag mir, Rosalinde: Seit wann mögen die Männer keine kurvigen Formen mehr, wie wir sie beide haben?“
„Kurvig? Schatz, wir sind nicht kurvig – wir sind kugelrund!“
„So, wie du das sagst, klingt es, als wäre kugelrund hässlich. Bin ich hässlich?“ Rosalea schnieft verhalten.
„Jetzt fang bloß nicht an zu heulen. Damit ruinierst du dir den schönen matten Lack. Rund ist rund! Nicht hässlich, aber eben auch nicht kurvig. Und jetzt hör auf, diesem eitlen Kerl schöne Augen zu machen.“
„Er ist aber der Einzige, mit dem ich wirklich mal gerne über die Feiertage abhängen möchte. Ganz dicht bei einander ….“
Sie wirft dem Offizier einen koketten Blick zu und baumelt aufreizend hin und her.
Rosalinde schüttelt unverständlich den Kopf. „Du bist albern!“
„Und du bist langweilig“
„Lieber langweilig, als ständig mit dem Kopf in den Wolken. Dann hättest du nämlich gemerkt, dass der Klaus schon lange mehr als nur ein Auge auf dich geworfen hat.“
„Der mit dem roten Mantel und dem Bart? Niemals! Der ist doch schon uralt!“, entrüstet sich Rosalea.
„Du bist auch nicht mehr die Jüngste, wenn ich daran erinnern darf. Und“, Rosalinde senkt die Stimme, „ich hab gehört, er kann Wünsche erfüllen.“
„Nein!“
„Doch! Wenn ich es dir sage …“
Rosalea wirft einen möglichst unauffälligen Blick auf Klaus. Als hätte er genau darauf gewartet, zwinkert er ihr zu und zieht ein kleines Päckchen aus der Manteltasche. Rosalea errötet zart. „Na ja, vielleicht …“, flüstert sie ihrer Schwester zu und wird just in diesem Moment von leisem Glöckchenklang unterbrochen.
„Showtime“, grinst Rosalinde und nimmt wie Rosalea, die Engelsfiguren, die Mitglieder der hölzernen Weihnachtsgarde und die vielen anderen bunte Kugeln Haltung an.
Gleich werden die Lichter an ihrem Christbaum aufleuchten und dann werden sie alle zusammen die Strahlen fangen und als festliches Glitzern in die Stube werfen, damit Groß und Klein sich daran erfreuen können.
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Baumgeflüster
© Martina Decker 2015
Weihnachtsabend. Gemeinsam mit den anderen erwarten die Schwestern Rosalinde und Rosalea die Bescherung.
„Was haben wir doch für ein Glück, dass wir wieder dabei sein dürfen“, freut sich Rosalinde und strahlt in dem bunten Licht der Fensterbeleuchtung.
„Ich weiß nicht … Ob das Glück ist? Hast du dich mal umgeschaut?“, erwidert Rosalea mürrisch.
„Ich schaue schon die ganze Zeit“, antwortet Rosalinde, „und wenn ich ehrlich bin: Ich kann mich gar nicht satt sehen. Alles ist wieder so festlich hergerichtet. Hast du die Fensterdekoration gesehen? Lauter kleine zum Anbeißen süße Glitzermuffins!“
„Gefällt mir nicht! Gebäck gehört auf den Teller…“
„Du wirst wirklich jedes Jahr weihnachtsmuffeliger. Jetzt sei doch mal nicht so negativ!“
„Entschuldige mal bitte! Ich bin weder weihnachtsmuffelig noch negativ. Aber, und das ist meine Meinung und die lasse ich mir von dir bestimmt nicht ausreden: Ich finde das nicht gut!“
„Was findest du denn nicht gut, meine liebe Rosalea?“, hakt Rosalinde, um Ernsthaftigkeit bemüht, nach.
„Glitzermuffins und wer hier mittlerweile so alles rumhängt“, zischt Rosalea.
„Ich häng’ auch hier rum.“
„Dich hab ich aber nicht gemeint!“
„Ah!“
„Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“
„Zu was? Dass du mich nicht gemeint hast?“
„Quatsch! Zu denen, die hier seit Kurzem mit rumhängen und so anders sind. Allein diese grellen Farben und dann das viele Blingbling …“
„Mich stören sie nicht. Solange ich genug Platz habe, um bequem abzuhängen … “ Rosalinde schwingt sanft ein wenig hin und her. „Ja, das passt!“, meint sie zufrieden.
„Schön, dann ist ja wenigstens für dich alles gut. Mir hängt die ordinär glitzernde Rote schon den ganzen Tag massiv auf der Pelle. Wenn es wenigstens der hübsche Gardeoffizier wäre …“
„Der hängt aber lieber mit dem Engel ab …“, kontert Rosalinde genervt.
Rosalea quittiert die Bemerkung ihrer Schwester mit einem bösen Blick. „Dabei ist Goldlöckchen so ein Hungerhaken. Sag mir, Rosalinde: Seit wann mögen die Männer keine kurvigen Formen mehr, wie wir sie beide haben?“
„Kurvig? Schatz, wir sind nicht kurvig – wir sind kugelrund!“
„So, wie du das sagst, klingt es, als wäre kugelrund hässlich. Bin ich hässlich?“ Rosalea schnieft verhalten.
„Jetzt fang bloß nicht an zu heulen. Damit ruinierst du dir den schönen matten Lack. Rund ist rund! Nicht hässlich, aber eben auch nicht kurvig. Und jetzt hör auf, diesem eitlen Kerl schöne Augen zu machen.“
„Er ist aber der Einzige, mit dem ich wirklich mal gerne über die Feiertage abhängen möchte. Ganz dicht bei einander ….“
Sie wirft dem Offizier einen koketten Blick zu und baumelt aufreizend hin und her.
Rosalinde schüttelt unverständlich den Kopf. „Du bist albern!“
„Und du bist langweilig“
„Lieber langweilig, als ständig mit dem Kopf in den Wolken. Dann hättest du nämlich gemerkt, dass der Klaus schon lange mehr als nur ein Auge auf dich geworfen hat.“
„Der mit dem roten Mantel und dem Bart? Niemals! Der ist doch schon uralt!“, entrüstet sich Rosalea.
„Du bist auch nicht mehr die Jüngste, wenn ich daran erinnern darf. Und“, Rosalinde senkt die Stimme, „ich hab gehört, er kann Wünsche erfüllen.“
„Nein!“
„Doch! Wenn ich es dir sage …“
Rosalea wirft einen möglichst unauffälligen Blick auf Klaus. Als hätte er genau darauf gewartet, zwinkert er ihr zu und zieht ein kleines Päckchen aus der Manteltasche. Rosalea errötet zart. „Na ja, vielleicht …“, flüstert sie ihrer Schwester zu und wird just in diesem Moment von leisem Glöckchenklang unterbrochen.
„Showtime“, grinst Rosalinde und nimmt wie Rosalea, die Engelsfiguren, die Mitglieder der hölzernen Weihnachtsgarde und die vielen anderen bunte Kugeln Haltung an.
Gleich werden die Lichter an ihrem Christbaum aufleuchten und dann werden sie alle zusammen die Strahlen fangen und als festliches Glitzern in die Stube werfen, damit Groß und Klein sich daran erfreuen können.
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