Provokation!
Ein Raum voller Businessmenschen. Und auf der Bühne fragt die Referentin: Brennst Du noch für Dein Business? Oder tust Du einfach, was getan werden muss?
Spontan regt sich Widerspruch – in mir, in anderen. Ich sehe es an ihren Gesichtern, an der Haltung. Wir heben die Köpfe, richten uns auf. “Was soll die Frage denn?”, fragt jemand hinter mir.
Ja, was soll diese Frage?
Wo wir doch grad so nett beieinander sind. Wo wir das Jahr im Rückblick betrachten. Uns miteinander freuen über große und kleine Erfolge. Trost spenden und Optimismus verbreiten, wo es nicht ganz so gut lief. “Hey, wird schon. Der Ansatz ist prima – die Idee innovativ. Du brauchst Geduld. Bei mir hat es … gedauert, bis …”
Mein “Ja, aber selbstverständlich!” bleibt im Halse stecken.
Die Frage ist gar nicht so doof, wie sie im ersten Augenblick scheint. Und mein “Ja, selbstverständlich!” gar nicht selbstverständlich, manchmal vielleicht sogar eine glatte Lüge.
Der Augenblick macht die Antwort.
“Nein ich brenne nicht – ich lodere und fackele – mache selbst die schwärzeste Nacht mit meinem Feuerschein taghell!”
Im Frühjahr und im Sommer war ich – bildlich gesprochen – Feuer und Flamme. Und hab viel und ordentlich Holz nachgelegt – ständig.
- Hier eine neue Idee, da ein erweitertes Angebot.
- Zwei Bücher.
- Neue Technik – neue Menschen.
- Weiterbildung – Seminare – Sprachkurs
- Texte bearbeitet und selbst geschrieben.
- Mich mit den Geheimnissen um Algorithmen und technischen Raffinessen des wahrscheinlich größten sozialen Netzwerkes beschäftigt.
- Freundschaften geknüpft und Kontakte gepflegt – online und offline
- gelesen – Wissenswertes, Persönliches, Unglaubliches, Wichtiges, Unnützes …
Jetzt, im Winter, ist meine Antwort eine andere:
“Nein, ich brenne nicht – ich glühe einfach nur noch vor mich hin!” Nicht meine Jahreszeit – zu dunkel – zu kalt. So vieles ist zu tun. So vieles will ich tun!
Weihnachten: Ich mag die Hektik nicht – aber ich mag die Feiertage. Das Zusammensein mit meinen Lieben. Das Treffen mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt oder zu einem gemütlichen Essen. Ich mag Geschenke aussuchen, weil es so viele Dinge gibt, mit denen man Freude machen kann. Ich mag Weihnachtsbaumschmücken und Wham nach dem ersten Advent.
Ich mag mich dem voll und ganz widmen. Zumindest eine kurze Weile. Und darum habe ich das Feuer ein wenig runterbrennen lassen. Denn Feuer braucht Aufsicht – permanent.
Feuer hat nicht nur eine wärmende Komponente oder eine erhellende. Wenn es unkontrollierbar wird, kann es alles zerstören. So schnell und so gründlich, dass nichts bleibt außer verbrannter Erde.
Auf Lagerfeuergröße geschrumpft, kann ich mich ihm nähern. Sitze dicht dabei, beobachte die züngelnden Flammen, höre das Knistern der Holzscheite und sehe den stobenden Funken nach, die hoch zum Himmel fliegen.
Träume sind im Himmel Zuhause
Meine Feuerfunken sind also Richtung Heimat unterwegs. Ein beruhigendes Gefühl. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn tatsächlich ist es in mir ganz ruhig. Trotz Weihnachtstrubel und Jahresabschluss und der omnipräsenten Frage: “Hast Du auch wirklich an alles gedacht?” Und obwohl aus den vielen Holzscheiten vom Frühjahr und Sommer augenscheinlich nichts geblieben ist als ein großer Berg Asche.
Heiße Asche! Wenn ich meine Hände darüber halte, spüre ich die Hitze des Feuers, aus der sie hervorging. Ich ahne die Kraft, die sich in den Glutnestern verbirgt und nur darauf wartet, sich neu entfalten zu dürfen.
Brennst Du noch für Dein Business? Oder tust Du einfach, was getan werden muss?
Für den Moment tue ich einfach nur, was getan werden muss.
Wohlwissend, dass der Tag kommen wird, da ich wieder lodern und fackeln werde. Weil ich liebe, was ich tue.
Und damit verabschiede ich mich von Euch allen hier für ein paar Tage. Ich mache ein bisschen Weihnachtspause.
Ich wünsche Euch ein schönes Weihnachtsfest – ganz so, wie Ihr es haben mögt. Habt eine gute Zeit und kommt gut ins Neue Jahr!
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