Recherche mittels Interview
Ein Interview ist der Definition nach ein öffentliches Gespräch, bei dem eine bekannte Persönlichkeit zu privaten und öffentlichen Themen befragt wird.
In der Soziologie versteht man darunter das gezielte Befragen von Personen aus einer bestimmten Bevölkerungsgruppe – für beispielsweise statistische Untersuchungen innerhalb der Meinungsforschung.
Die Besonderheiten, formalen Vorgaben und ähnliches der Textsorte Interview lassen sich schnell und einfach im Internet und / oder entsprechender Fachliteratur / oder auf Nachfrage per Mail, Kommentar etc. bei mir recherchieren.
Hier und heute geht es mir mehr um die Spielarten, meine Interpretation und den Nutzen, den viele aus Interviews ziehen können. Wenn man so will: Es wird eher ein Plädoyer für
“Frag einfach, wenn du etwas wissen magst! Und bedenke stets, dass die, die dich lesen, gerne mehr wissen wollen!”
Im BeraTina-Interview befrage ich mir bekannte Persönlichkeiten zu ihren besonderen Fähigkeiten oder Angeboten, weil sie irgendwie mein Lieblingsthema Schreiben berühren. Vielleicht als Ideengeber, als Unterstützer, als übertragbares Beispiel.
Das Interview bietet allen Beteiligten die Chance, etwas Gutes für sich daraus mitzunehmen.
Der Befragte kann sich genau zu dem zu äußern, was ihm gefällt, was ihm Freude macht, womit er vielleicht aktuell gerade besonders erfolgreich ist. Er kann von seinen Plänen erzählen; von dem Weg, den er bisher schon gegangen ist; von Stolpersteinen und Glückmomenten.
Ich als Fragerin habe die Gelegenheit, genau das zu erfragen, was mich interessiert. Ich kann mit meiner Fragestellung natürlich ein bisschen die thematische Richtung vorgeben; kann Schwerpunkte setzen. Ich habe mit dem Interview die Möglichkeit, auf einem direkten Weg das zu erfahren, was mich gerade brennend interessiert. Und ich bekomme mein Wissen aus erster Hand.
Das Interview bedient die W-Fragen
Wer / Was / Wo / Warum … Die Fragen sind offen und laden den Befragten ein, zu erzählen. (Eine geschlossene Frage dagegen kennt nur die Antwort ja oder nein, ein vielleicht wäre vielleicht noch denkbar. Aber, so entsteht eben kein Gespräch).
Es kann keinesfalls schaden, wenn man sich im Vorfeld schon ein bisschen mit dem Befragten und seinen Themen auseinandergesetzt hat. Das Interview ersetzt also nicht unbedingt die Recherche, sondern ist oftmals ein Teil der Recherche.
Natürlich kann ich auch völlig ahnungslos in ein Interview gehen.
“Wer bist?” “Was machst du? Wo willst du hin?” – diese Fragen lassen sich ohne Vorwissen stellen. Sie kratzen halt erst einmal nur an der Oberfläche. Und befördern das hervor, was ich nicht, aber viele andere vermutlich schon wissen – weil es irgendwo geschrieben steht; weil der Befragte es schon hundertmal erzählt hat; weil … Da kann eventuell beim Befragten der Eindruck entstehen, man habe eigentlich nicht wirklich Interesse an der Person. Vielleicht kristallisiert sich aber auch während der allgemeinen Nachfrage ein besonders interessanter Aspekt heraus und man kommt in ein angeregtes und spannendes Gespräch.
Eine Enthüllung im Interview
ist natürlich eine feine Sache. Wer möchte nicht gerne das Geheimrezept vom Sternkoch für Knödel oder den ultimativen Schreibkick vom Erfolgsautoren? Mein Ziel ist es also auch während der Befragung, etwas zu erfahren, was sonst noch keiner oder zumindest nur eine kleine Gruppe bereits weiß. Das mögen auch die Leser, die ja ebenfalls ein Interview lesen, um ihr persönliches Wissen zu erweitern und die eigene Neugierde zu befriedigen.
Autoren interviewen ihre Protagonisten
Es sind keine realen Personen, aber sie haben ein Leben mit allem Drum und Dran. Liebe, Trauer, Job, Beziehungen … Autoren erschaffen Persönlichkeiten. Wenn sie glaubwürdig daherkommen wollen, muss der Schreiber ihren Backround kennen. Denn wenn Dilara als Kind mit ihren Eltern auf der Flucht den halben Kontinent durchwandern musste, dann hat das Auswirkungen auf ihr Leben hier und heute. Selbst wenn der Roman diese Kindheit mit keinem Wort erwähnt, wird alles da Erlebte mitschwingen.
Dilara zu interviewen, ist also eine prima Gelegenheit, mich mit ihr und ihrem Leben, ihrem Wesen und Werden zu beschäftigen und das ein oder andere dadurch logisch und nachvollziehbar für mich und meinen Leser zu machen.
Autoren interviewen Menschen, die das tun, was die Protagonisten tun
Der Krimi-Autor befragt Polizei und Anwälte. Wie ist das Prozedere? Wer liest wem wann die Rechte vor? Ist es so, wie in amerikanischen Crime-Serien? Oder eher wie im Tatort? Kann man den Ermittler-Dokus im Fernsehen trauen?
Ich hatte mal eine Szene zum polizeilichen Verhör geschrieben. Angelehnt an die Crime-Serien, die ich mir zur “Recherche” und eigenen Inspiration angesehen hatte. Ein mir bekannter Anwalt las die Szene, grinste und meinte: “CSI? Vegas oder New York?”
Wenn mein Protagonist Bäckermeister ist, sollte ich auch im Groben wissen, wie Brötchen gemacht werden. Also … Interview mit einem Bäckermeister.
Auch das, was wir nicht schreiben, schwingt als Information im Text mit.
Zu viel Wissen gibt es einfach nicht. Je mehr ich weiß über … je besser erkenne ich die Zusammenhänge. Reaktionen lassen sich besser verstehen und glaubhafter an den Leser vermitteln. Um noch ein letztes Beispiel zu nennen: Das letzte BeraTina-Interview mit Gabriele. Ihre Informationen für mich zu alten, jahrhundertealten Traditionen der Heiler und Schamanen hilft mir, eine glaubhafte und in Teilen belegbar wahre mystische Geschichte über einen Schamanen zu schreiben.
Warum ist mir glaubhaft und in Teilen belegbar und wahr so wichtig?
Weil so ein Fünkchen Wahrheit den Gedanken erzeugt: “Ja, so könnte es tatsächlich gewesen sein!” Weil jeder, der sich entschieden hat, diese Geschichte über einen Schamanen zu lesen, schon mal irgendwie mit dem Thema beschäftigt hat. Es reizt ihn aus den unterschiedlichsten Gründen und aus unterschiedlichsten Wissensständen heraus. Und wenn ich da Mist erzähle, wird mir das der Leser nicht verzeihen. Er wird sich veräppelt und eben nicht wertgeschätzt fühlen. Und in Zukunft nichts mehr von mir lesen wollen.
Mit belegbaren Fakten in einer fiktiven Geschichte kann ich also Wissen teilen und vergrößern.
Ich schreibe mit dem Wissen, dass jedes Lesen auch neues Wissen generieren kann. Für mich und andere.
Auch bei Landschaften und Örtlichkeiten kann ich nach diesem Grundsatz schreiben und zuvor mit einem “Interview” Fakten zusammentragen und authentische Stimmungen und Szenen festhalten. “Wie sieht es auch in Irland?”, muss ich fragen, wenn ich einen Roman schreibe, der dort seinen Schauplatz hat. “Wie leben die Menschen dort?”, muss ich fragen und gehe ins Gespräch mit Joey oder Mary. Sie leben dort und sagen mir, wie sich der Wind anfühlt, wie das Meer auf die Küste braust oder …
Oder ich fahre selbst hin und stelle mir selbst diese Fragen. Oder ich suche mir zumindest passende Videos, Reiseberichte .. und stelle meine Fragen virtuell oder in Gedanken.

Im nächsten Beitrag geht es dann noch ein letztes Mal um Recherche und die W-Fragen: Gefühle und Gegenstände interviewen … 🙂
Und damit es kein langes Suchen geben muss: Hier geht es zu Teil des Themas Investigative Recherche
Habt Ihr Erfahrungen mit Recherche und Interview? Dann erzählt mir davon – am liebsten in den Kommentaren.
Bis dahin … viel Spaß beim Interview und viele Grüße.
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Recherche mittels Interview
Ein Interview ist der Definition nach ein öffentliches Gespräch, bei dem eine bekannte Persönlichkeit zu privaten und öffentlichen Themen befragt wird.
In der Soziologie versteht man darunter das gezielte Befragen von Personen aus einer bestimmten Bevölkerungsgruppe – für beispielsweise statistische Untersuchungen innerhalb der Meinungsforschung.
Die Besonderheiten, formalen Vorgaben und ähnliches der Textsorte Interview lassen sich schnell und einfach im Internet und / oder entsprechender Fachliteratur / oder auf Nachfrage per Mail, Kommentar etc. bei mir recherchieren.
Hier und heute geht es mir mehr um die Spielarten, meine Interpretation und den Nutzen, den viele aus Interviews ziehen können. Wenn man so will: Es wird eher ein Plädoyer für
“Frag einfach, wenn du etwas wissen magst! Und bedenke stets, dass die, die dich lesen, gerne mehr wissen wollen!”
Im BeraTina-Interview befrage ich mir bekannte Persönlichkeiten zu ihren besonderen Fähigkeiten oder Angeboten, weil sie irgendwie mein Lieblingsthema Schreiben berühren. Vielleicht als Ideengeber, als Unterstützer, als übertragbares Beispiel.
Das Interview bietet allen Beteiligten die Chance, etwas Gutes für sich daraus mitzunehmen.
Der Befragte kann sich genau zu dem zu äußern, was ihm gefällt, was ihm Freude macht, womit er vielleicht aktuell gerade besonders erfolgreich ist. Er kann von seinen Plänen erzählen; von dem Weg, den er bisher schon gegangen ist; von Stolpersteinen und Glückmomenten.
Ich als Fragerin habe die Gelegenheit, genau das zu erfragen, was mich interessiert. Ich kann mit meiner Fragestellung natürlich ein bisschen die thematische Richtung vorgeben; kann Schwerpunkte setzen. Ich habe mit dem Interview die Möglichkeit, auf einem direkten Weg das zu erfahren, was mich gerade brennend interessiert. Und ich bekomme mein Wissen aus erster Hand.
Das Interview bedient die W-Fragen
Wer / Was / Wo / Warum … Die Fragen sind offen und laden den Befragten ein, zu erzählen. (Eine geschlossene Frage dagegen kennt nur die Antwort ja oder nein, ein vielleicht wäre vielleicht noch denkbar. Aber, so entsteht eben kein Gespräch).
Es kann keinesfalls schaden, wenn man sich im Vorfeld schon ein bisschen mit dem Befragten und seinen Themen auseinandergesetzt hat. Das Interview ersetzt also nicht unbedingt die Recherche, sondern ist oftmals ein Teil der Recherche.
Natürlich kann ich auch völlig ahnungslos in ein Interview gehen.
“Wer bist?” “Was machst du? Wo willst du hin?” – diese Fragen lassen sich ohne Vorwissen stellen. Sie kratzen halt erst einmal nur an der Oberfläche. Und befördern das hervor, was ich nicht, aber viele andere vermutlich schon wissen – weil es irgendwo geschrieben steht; weil der Befragte es schon hundertmal erzählt hat; weil … Da kann eventuell beim Befragten der Eindruck entstehen, man habe eigentlich nicht wirklich Interesse an der Person. Vielleicht kristallisiert sich aber auch während der allgemeinen Nachfrage ein besonders interessanter Aspekt heraus und man kommt in ein angeregtes und spannendes Gespräch.
Eine Enthüllung im Interview
ist natürlich eine feine Sache. Wer möchte nicht gerne das Geheimrezept vom Sternkoch für Knödel oder den ultimativen Schreibkick vom Erfolgsautoren? Mein Ziel ist es also auch während der Befragung, etwas zu erfahren, was sonst noch keiner oder zumindest nur eine kleine Gruppe bereits weiß. Das mögen auch die Leser, die ja ebenfalls ein Interview lesen, um ihr persönliches Wissen zu erweitern und die eigene Neugierde zu befriedigen.
Autoren interviewen ihre Protagonisten
Es sind keine realen Personen, aber sie haben ein Leben mit allem Drum und Dran. Liebe, Trauer, Job, Beziehungen … Autoren erschaffen Persönlichkeiten. Wenn sie glaubwürdig daherkommen wollen, muss der Schreiber ihren Backround kennen. Denn wenn Dilara als Kind mit ihren Eltern auf der Flucht den halben Kontinent durchwandern musste, dann hat das Auswirkungen auf ihr Leben hier und heute. Selbst wenn der Roman diese Kindheit mit keinem Wort erwähnt, wird alles da Erlebte mitschwingen.
Dilara zu interviewen, ist also eine prima Gelegenheit, mich mit ihr und ihrem Leben, ihrem Wesen und Werden zu beschäftigen und das ein oder andere dadurch logisch und nachvollziehbar für mich und meinen Leser zu machen.
Autoren interviewen Menschen, die das tun, was die Protagonisten tun
Der Krimi-Autor befragt Polizei und Anwälte. Wie ist das Prozedere? Wer liest wem wann die Rechte vor? Ist es so, wie in amerikanischen Crime-Serien? Oder eher wie im Tatort? Kann man den Ermittler-Dokus im Fernsehen trauen?
Ich hatte mal eine Szene zum polizeilichen Verhör geschrieben. Angelehnt an die Crime-Serien, die ich mir zur “Recherche” und eigenen Inspiration angesehen hatte. Ein mir bekannter Anwalt las die Szene, grinste und meinte: “CSI? Vegas oder New York?”
Wenn mein Protagonist Bäckermeister ist, sollte ich auch im Groben wissen, wie Brötchen gemacht werden. Also … Interview mit einem Bäckermeister.
Auch das, was wir nicht schreiben, schwingt als Information im Text mit.
Zu viel Wissen gibt es einfach nicht. Je mehr ich weiß über … je besser erkenne ich die Zusammenhänge. Reaktionen lassen sich besser verstehen und glaubhafter an den Leser vermitteln. Um noch ein letztes Beispiel zu nennen: Das letzte BeraTina-Interview mit Gabriele. Ihre Informationen für mich zu alten, jahrhundertealten Traditionen der Heiler und Schamanen hilft mir, eine glaubhafte und in Teilen belegbar wahre mystische Geschichte über einen Schamanen zu schreiben.
Warum ist mir glaubhaft und in Teilen belegbar und wahr so wichtig?
Weil so ein Fünkchen Wahrheit den Gedanken erzeugt: “Ja, so könnte es tatsächlich gewesen sein!” Weil jeder, der sich entschieden hat, diese Geschichte über einen Schamanen zu lesen, schon mal irgendwie mit dem Thema beschäftigt hat. Es reizt ihn aus den unterschiedlichsten Gründen und aus unterschiedlichsten Wissensständen heraus. Und wenn ich da Mist erzähle, wird mir das der Leser nicht verzeihen. Er wird sich veräppelt und eben nicht wertgeschätzt fühlen. Und in Zukunft nichts mehr von mir lesen wollen.
Mit belegbaren Fakten in einer fiktiven Geschichte kann ich also Wissen teilen und vergrößern.
Ich schreibe mit dem Wissen, dass jedes Lesen auch neues Wissen generieren kann. Für mich und andere.
Auch bei Landschaften und Örtlichkeiten kann ich nach diesem Grundsatz schreiben und zuvor mit einem “Interview” Fakten zusammentragen und authentische Stimmungen und Szenen festhalten. “Wie sieht es auch in Irland?”, muss ich fragen, wenn ich einen Roman schreibe, der dort seinen Schauplatz hat. “Wie leben die Menschen dort?”, muss ich fragen und gehe ins Gespräch mit Joey oder Mary. Sie leben dort und sagen mir, wie sich der Wind anfühlt, wie das Meer auf die Küste braust oder …
Oder ich fahre selbst hin und stelle mir selbst diese Fragen. Oder ich suche mir zumindest passende Videos, Reiseberichte .. und stelle meine Fragen virtuell oder in Gedanken.

Im nächsten Beitrag geht es dann noch ein letztes Mal um Recherche und die W-Fragen: Gefühle und Gegenstände interviewen … 🙂
Und damit es kein langes Suchen geben muss: Hier geht es zu Teil des Themas Investigative Recherche
Habt Ihr Erfahrungen mit Recherche und Interview? Dann erzählt mir davon – am liebsten in den Kommentaren.
Bis dahin … viel Spaß beim Interview und viele Grüße.
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