Recherche hört im Allgemeinen nicht bei der Faktensammlung über Örtlichkeiten und persönlichen Vorlieben auf. Für Recherche lassen sich viele Synonyme finden: Ermittlung, Erhebung, Feststellung, Nachprüfung, Erkundung, Suche ….
In all diesen Sinnen mag ich Recherche verstehen.
Recherchiert werden können und sollten auch Gefühle und Gegenstände.
Und ihre Herkunft, ihre Geschichte, ihre besondere Bedeutung.
So viele Dinge haben Symbolcharakter
Wenn man damit auch in seinem Text arbeitet, dann schafft man beim Leser sofort Bilder im Kopf. Und muss nicht lange beschreiben! Show, don’t tell – mit Symbolen kann das gut gelingen.
Einfaches Beispiel: Wenn er ihr eine rote Rose schenkt, werden die meisten von uns an Liebe oder ein Liebesgeständnis denken. Das Kleeblatt steht für Glück, ebenso ein Hufeisen. Aber schon beim Hufeisen sollte man wissen (oder es recherchiert haben), dass es immer mit der offenen Seite nach oben gehängt oder dargestellt werden sollte – damit das Glück nicht unten rausfällt.
Aber spätestens, wenn man beispielsweise auf einer Auslandsreise ein schönes Symbol gefunden hat, das vielleicht ganz hervorragend in die zu schreibende Geschichte passen könnte, muss man recherchieren. Und die W-Fragen stellen: Was bedeutet es? Wo kommt es her? Wo verwendet man es? Warum wird es vielleicht nur aus diesem oder jenem Material hergestellt.
Wie bei der Farbsymbolik gibt es kulturelle Unterschiede und gegebenenfalls auch sehr unterschiedliche Bedeutungen. Und sicherlich nicht nur für mein Empfinden wäre es fatal, einen Glücksbringer in der Geschichte zu verwenden, der später die Leser in Ganzweitweg schockiert, weil er dort das Zeichen für Pech und böse Geister ist..
Viele Gegenstände können für die Protagonisten einer Geschichte eine besondere Bedeutung haben, die es zu recherchieren gilt.
Ein Beispiel: Die Presse nennt ihn den Porzellanmörder. Denn immer liegt neben der Leiche ein kleiner Porzellan-Scherbenhaufen. Am Ende erfahren wir, dass Leo Lau rot sieht, wenn jemand eine Porzellantasse in Händen hält.
Was haben diese Tassen an sich? Warum wird Leo zum Mörder? Welche Farbe spielt eine Rolle? Welche Geschichte mit einer Porzellantasse hat ihn so geprägt? Wie ist die Form? Waren es nur Tee-Tassen? Kostbares Porzellan? Oder Industrie-Massenware? Keramik?
All das Wissen um die Besonderheiten der Porzellantasse generell und speziell kann dem Leser häppchenweise präsentiert werden. Und ist geeignet, damit die Spannung zu erhöhen. Denn mit jedem Hinweis wird die Spur deutlicher – kommen wir dem Menschen, der uns vielleicht auf Seite dreißig als introvertierter Bürobote begegnete, ein bisschen näher.
Oder der alte Holzschrank im Flur: Was bedeutet die tiefe Kerbe im Seitenteil? Wer hat den Schrank dorthin gestellt? Wo stand er früher? Wer wollte ihn haben? Nach was riecht er? Aus welchem Holz ist er? Was verbirgt er?
Mir macht es immer Spaß, diese Geheimnisse zu entdecken. Und sie dann als kleine Hinweise in der Geschichte zu verstecken. Kein Gegenstand ist so leblos, dass er nicht in irgendeiner Form eine Ausstrahlung haben könnte.
Wer Lust hat, kann folgende Schreibübung probieren:
Schreibe eine Geschichte aus der Sicht deines Computers oder, um bei meinen oben genannten Beispielen zu bleiben, aus der Sicht deiner Lieblingstasse oder des Wohnzimmerschranks. Was denkt die Tasse, wenn man sie aus dem Schrank nimmt? Wenn das heiße Teewasser eingegossen wird. Hat sie Freunde im Tassenschrank? Verbindet sie eine besondere Zuneigung mit dem kleinen silbernen Löffel?
Lasst mich Eure Entwürfe in den Kommentaren lesen und mich teilhaben an den Geschehnissen im Tassenschrank.
At last: Die Recherche von Gefühlen
Gefühle dürfen in keiner Geschichte fehlen. Schließlich will ich als Schreiberin die Leser berühren, mitnehmen und möglichst tief in die Geschichte holen. Aber nur zu schreiben: Lore war traurig, ist dafür zu wenig. Also stelle ich die W-Fragen: Wie zeigt sich traurig sein? Wie fühlt sich das an? Wo fühle ich Trauer? Welche sind die Symptome? Woran erkennt man die Traurigkeit eines anderen? Stimmfarbe? Lautstärke? Bewegung?

Zusätzlich kann man auf die Farbbedeutungen zurückgreifen. Welche Farbe für welches Gefühl? Und auch hier gibt es immer wieder kulturelle Unterschiede. Wo zeigt man sie offen? Wo werden sie zurückgehalten? Was ist der Hintergrund?
All diese Erkenntnisse im Vorfeld können aus einem interessanten Plot eine glaubhafte, authentische und mitnehmende Geschichte für den Leser machen.
zum Nachlesen: Teil 1 meiner kleinen Recherchereihe
und Teil 2 zum Thema Interview und Recherche
Noch Fragen? Oder weitere Ideen? Ich freue mich, von Euch zu lesen.
Übrigens: Am Mittwoch werde ich mein BeraTina – Interview mit dem Autor Dieter R. Fuchs online stellen. (Der Link geht auf die Verlagsseite seines aktuellen Romans “Hannya – im Bann der Dämonin”) Der Mann ist ein gefragter Interview-Partner und ich freue mich sehr, dass er auch für meine Fragen Zeit hatte.
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Recherche hört im Allgemeinen nicht bei der Faktensammlung über Örtlichkeiten und persönlichen Vorlieben auf. Für Recherche lassen sich viele Synonyme finden: Ermittlung, Erhebung, Feststellung, Nachprüfung, Erkundung, Suche ….
In all diesen Sinnen mag ich Recherche verstehen.
Recherchiert werden können und sollten auch Gefühle und Gegenstände.
Und ihre Herkunft, ihre Geschichte, ihre besondere Bedeutung.
So viele Dinge haben Symbolcharakter
Wenn man damit auch in seinem Text arbeitet, dann schafft man beim Leser sofort Bilder im Kopf. Und muss nicht lange beschreiben! Show, don’t tell – mit Symbolen kann das gut gelingen.
Einfaches Beispiel: Wenn er ihr eine rote Rose schenkt, werden die meisten von uns an Liebe oder ein Liebesgeständnis denken. Das Kleeblatt steht für Glück, ebenso ein Hufeisen. Aber schon beim Hufeisen sollte man wissen (oder es recherchiert haben), dass es immer mit der offenen Seite nach oben gehängt oder dargestellt werden sollte – damit das Glück nicht unten rausfällt.
Aber spätestens, wenn man beispielsweise auf einer Auslandsreise ein schönes Symbol gefunden hat, das vielleicht ganz hervorragend in die zu schreibende Geschichte passen könnte, muss man recherchieren. Und die W-Fragen stellen: Was bedeutet es? Wo kommt es her? Wo verwendet man es? Warum wird es vielleicht nur aus diesem oder jenem Material hergestellt.
Wie bei der Farbsymbolik gibt es kulturelle Unterschiede und gegebenenfalls auch sehr unterschiedliche Bedeutungen. Und sicherlich nicht nur für mein Empfinden wäre es fatal, einen Glücksbringer in der Geschichte zu verwenden, der später die Leser in Ganzweitweg schockiert, weil er dort das Zeichen für Pech und böse Geister ist..
Viele Gegenstände können für die Protagonisten einer Geschichte eine besondere Bedeutung haben, die es zu recherchieren gilt.
Ein Beispiel: Die Presse nennt ihn den Porzellanmörder. Denn immer liegt neben der Leiche ein kleiner Porzellan-Scherbenhaufen. Am Ende erfahren wir, dass Leo Lau rot sieht, wenn jemand eine Porzellantasse in Händen hält.
All das Wissen um die Besonderheiten der Porzellantasse generell und speziell kann dem Leser häppchenweise präsentiert werden. Und ist geeignet, damit die Spannung zu erhöhen. Denn mit jedem Hinweis wird die Spur deutlicher – kommen wir dem Menschen, der uns vielleicht auf Seite dreißig als introvertierter Bürobote begegnete, ein bisschen näher.
Oder der alte Holzschrank im Flur: Was bedeutet die tiefe Kerbe im Seitenteil? Wer hat den Schrank dorthin gestellt? Wo stand er früher? Wer wollte ihn haben? Nach was riecht er? Aus welchem Holz ist er? Was verbirgt er?
Mir macht es immer Spaß, diese Geheimnisse zu entdecken. Und sie dann als kleine Hinweise in der Geschichte zu verstecken. Kein Gegenstand ist so leblos, dass er nicht in irgendeiner Form eine Ausstrahlung haben könnte.
Wer Lust hat, kann folgende Schreibübung probieren:
Schreibe eine Geschichte aus der Sicht deines Computers oder, um bei meinen oben genannten Beispielen zu bleiben, aus der Sicht deiner Lieblingstasse oder des Wohnzimmerschranks. Was denkt die Tasse, wenn man sie aus dem Schrank nimmt? Wenn das heiße Teewasser eingegossen wird. Hat sie Freunde im Tassenschrank? Verbindet sie eine besondere Zuneigung mit dem kleinen silbernen Löffel?
Lasst mich Eure Entwürfe in den Kommentaren lesen und mich teilhaben an den Geschehnissen im Tassenschrank.
At last: Die Recherche von Gefühlen
Gefühle dürfen in keiner Geschichte fehlen. Schließlich will ich als Schreiberin die Leser berühren, mitnehmen und möglichst tief in die Geschichte holen. Aber nur zu schreiben: Lore war traurig, ist dafür zu wenig. Also stelle ich die W-Fragen: Wie zeigt sich traurig sein? Wie fühlt sich das an? Wo fühle ich Trauer? Welche sind die Symptome? Woran erkennt man die Traurigkeit eines anderen? Stimmfarbe? Lautstärke? Bewegung?

Zusätzlich kann man auf die Farbbedeutungen zurückgreifen. Welche Farbe für welches Gefühl? Und auch hier gibt es immer wieder kulturelle Unterschiede. Wo zeigt man sie offen? Wo werden sie zurückgehalten? Was ist der Hintergrund?
All diese Erkenntnisse im Vorfeld können aus einem interessanten Plot eine glaubhafte, authentische und mitnehmende Geschichte für den Leser machen.
zum Nachlesen: Teil 1 meiner kleinen Recherchereihe
und Teil 2 zum Thema Interview und Recherche
Noch Fragen? Oder weitere Ideen? Ich freue mich, von Euch zu lesen.
Übrigens: Am Mittwoch werde ich mein BeraTina – Interview mit dem Autor Dieter R. Fuchs online stellen. (Der Link geht auf die Verlagsseite seines aktuellen Romans “Hannya – im Bann der Dämonin”) Der Mann ist ein gefragter Interview-Partner und ich freue mich sehr, dass er auch für meine Fragen Zeit hatte.
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