Nebelland
© Martina Decker
Das Nebelland – verborgen hinterm Wald
Liobas Neugier ist geweckt
Erfährt dann die Geschichte, die so alt
Und was dahinter steckt.
Ein Land – verlor’n in einem Fluch
Ganz ohne Farben und den Sonnenschein
Es war der Nebelhexe Zauberspruch
Die Menschen fielen auf sie rein.
Sie kam als alte Frau in ihre Mitte
Man gab ihr Trank und Speise
auch einen Platz für ihre Hütte
sie dachten, diese Frau wär’ weise.
Die Menschen baten sie um Rat bei Streit
Sie waren völlig ahnungslos
dass sie es war, die brachte Zank und Neid
und so der böse Kreis sich schloss.

Die Hexe stellte ihren Kessel auf
und heizte kräftig ein
Das Schicksal nahm nun seinen Lauf
Ein dichter Nebel hüllte alles ein
Verschlang Konturen und die Farben
Man sah die Hand vor Augen nicht
Die Menschen ängstlich darben
In milchig weißem Licht
„Oh Alte hilf!“, erging die Klage
Sag uns, wo ist der rechte Weg?
Die Hexe lachte: „Hört, was ich euch sage,
damit es euch in Zukunft gut ergeht.
Seht her, das helle Grau macht alles gleich
Das bunte Durcheinander ist jetzt fort
Willkommen Euch im Nebelreich
Missgunst und Neid sind weit an andrem Ort.“

Nur wenige, die konnten fliehen
Erzählten von der Gräueltat
Über den Bäumen sah man Nebelschwaden ziehen
Und schnell beschloss der Rat
Dass Lichtland alle Brücken bricht
Kein Boot darf mehr den Fluss befahren
Sich abzugrenzen, sei die erste Pflicht
Die helle bunte Pracht galt’s zu bewahren.
Im Nebel dort, im Lichte hier
seit mehr als hundert Jahren
Wem’s besser geht, das werden wir
vermutlich nie erfahren.
Versform Ballade
Diese Gedichtform ist erzählend. Man nennt sie deshalb auch gerne Erzählgedichte. Oft sind es Geschichten aus dem Bereich der Mythologie oder der Sagen.
Eine Ballade vereint
- lyrische Elemente – Strophen, Verse, Reime, Metrum
- dramatische Elemente – lebendig geschrieben, Dialoge sind möglich
- epische Elemente – Ereignis(se) werden spannend erzählt; streben ggf. einem Höhepunkt zu und enden vielleicht in einer überraschenden Wendung.
Nebelland
Die Nebelland-Ballade ist ganz sicher einer meiner Lieblingstexte. Zum einen hat sie – und das sage ich eher selten über meine Texte – (für mich) keinen Optimierungsbedarf mehr. So, wie sie ist, ist sie gut!
Ich mag die Geschichte, die Form und die Aussage. Ich mag aber auch den Interpretations-Spielraum, den sie bietet.
Sie ist hier zum ersten Mal veröffentlicht – obwohl ich sie bereits vor längerer Zeit geschrieben habe. Die Gründe dafür sind zweierlei: Erstens wollte ich mir sicher sein, dass ich nichts mehr ändern möchte. Und zweitens hatte ich immer mal die stille Hoffnung, es ergäbe sich damit die Kooperation mit einem Schulbuchverlag oder ähnlichem.
Nun ist klar: Ändern möchte ich nichts und das mit Schulbuchverlag kann ja auch immer noch klappen, oder? Von daher: Hinaus mit Nebelland in die Welt und schauen, wohin der Weg führen wird.
4 Kommentare zu “Nebelland – Herbstballade”